Montag, 4. März 2013

Danke, emanzipiert sind wir selber




Danke, emanzipiert sind wir selber: Abschied vom Diktat der Rollenbilder [Broschiert] Kristina Schröder (Autor), Caroline Waldeck (Autor)

Kristina Schröder, geb. Köhler, Jahrgang 1977, Dr. phil., ist Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Deutschland. Ihre Tochter kam im Juni 2011 auf die Welt.


Feministinnen wie Alice Schwarzer und Strukturkonservative wie Eva Herman haben eines gemeinsam: Sie wissen genau, wie das richtige Frauenleben auszusehen hat. »Hört auf damit!«, sagt Kristina Schröder. »Wir brauchen keine Rollendiktate, weder von der einen noch der anderen Seite, und auch nicht von der Politik.«

Kristina Schröder hat Karriere gemacht und gerade ein Kind bekommen. Steht sie deshalb für ein Leitbild, an dem junge Frauen sich orientieren sollen? Nein, sagt sie, die Frauen von heute brauchen keine Leitbilder! Feministinnen machen den gleichen Fehler wie die Strukturkonservativen auf der anderen Seite des politischen Spektrums: Beide schreiben vor, wie das ideale Frauenleben auszusehen hat.
»Gefährlich und falsch!«, sagt Kristina Schröder. Frauen (und Männer!) sollen endlich frei wählen können, wie sie ihr Leben gestalten wollen, ob mit oder ohne Familie, mit oder ohne Karriere. Diese Entscheidungen sind privat.

Politik sollte keine Leitbilder vorgeben, sondern sicherstellen, dass alle Männer und Frauen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben haben und ihrer Verantwortung in Familie und Partnerschaft gerecht werden können. Welche Wege dahin führen zeigt sie in diesem zugleich politischen und persönlichen Buch – angriffslustig und klar.






Kristina Schröder möchte in ihrem Buch der Perspektive „Kristina Schröder“ den Vorzug geben. Denn diese Perspektive, der ersten Bundesministerin, die in ihrem Amt Mutter geworden ist, so schreibt sie, könne ein spezielles Licht auf die herrschenden Debatten werfen. Außerdem seien bei ihr als öffentliche Person die unterschiedlichen Rollenerwartungen mit denen Frauen konfrontiert sind, spätestens, wenn sie Mütter werden, gut ablesbar.

Als besonders gefährlich stufen die Autorinnen anscheinend die Rollenerwartun- gen und Leitbilder, die Feministinnen an sie herantragen, ein.
Das Buch ist deshalb auch zum größten Teil der Abrechnung mit dem Feminismus gewidmet. Auf vielen Seiten und Kapiteln, die Überschriften tragen wie „Die Welt hat sich geändert – das feministische Weltbild nicht“, „Der feministische Selbstwiderspruch: Emanzipation predigen, aber Bevormundung ausüben“, oder „Gläserne Wände: Die einschränkende Wirkung feministischer Rollenleitbilder“, arbeiten sich die Autorinnen an Feminismus und Feminis- tInnen ab.

Kristina Schröder zeigt somit ein weiteres Mal, dass der Kampf für Gleichstel- lung, für gleiche Rechte und gleiche Pflichten lange nicht so wichtig ist, wie ihre persönliche Kampfansage und politische Positionierung gegen den Feminismus.

Nach diesem Buch können wir den Ministeriumstitel endgültig zusammenstreichen. Frauenministerin – vergiss es! Und für alle Jusos gilt: Hände weg!

Von Johanna Uekermann, stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende



1 Kommentar:

  1. Das Buch ist natürlich insoweit hochpolitisch, als sie und ihre Mitautorin Caroline Waldeck sich darin offen mit dem Feminismus anlegen. Dazu gehört Mut, weil sie es dann mit der gesamten Mainstream-Presse zu tun bekommt (was Kristina Schröder - siehe Vorwort - offenkundig weiß: ungeheuer viel Mut), die in diesem Punkt (und in vielen anderen auch) gleichgeschaltet ist. Gleichgeschaltet ist sie nicht, weil man sich dort ständig zum Kaffeekränzchen trifft, um z. B. zu beraten, wie man Frau Schröder fertig machen kann, sondern weil in den Medien immer nur solche Frauen Karriere machen können, die Karriere generell über Familienarbeit stellen, mit anderen Worten: die klassischen Feministinnen. Alle anderen scheiden frühzeitig aus dem Rennen um die entscheidenden Positionen aus und damit natürlich auch bezüglich der Möglichkeit, meinungsbildend tätig zu werden. Auf diese Weise schalten sich Meinungen sukzessive gleich.

    Kristina Schröder vertritt in ihrem Buch im gewissen Sinne die Auffassung, dass die Gleichstellung der Geschlechter irgendwann einmal angekommen sein muss, und das wäre jetzt. Jede weitere Einflussnahme auf Rollenbilder und weibliche Lebensplanungen mündete in Bevormundung, gegen die sie sich wendet. Das gilt für sie in gleicher Weise auch für die "Strukturkonservativen", die den Frauen (und damit auch den Männern) ebenso vorschreiben möchten, wie sie zu leben haben, nur halt eben ganz anders, als es die Feministinnen gerne hätten.
    Auch mit solchen Vorstellungen hat sie nichts am Hut. Sie tritt stattdessen für die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht des Individuums ein. Wenn eine Frau lieber Kinder groß ziehen möchte als in einem Unternehmen Karriere zu machen, dann wäre das nicht - je nach Weltbild - mal ganz schlimm (Feminismus) oder auch ganz großartig (Strukturkonservatismus), sondern die private Entscheidung dieser einen Person.

    Leider hat die Sache einen Haken - und ich war fast geneigt:
    Frauen haben in unserer Gesellschaft keineswegs die Möglichkeit, sich frei für einen bestimmten Lebensweg bzw. für Familie oder Karriere zu entscheiden, da bestimmte Lebenswege substanziell benachteiligend sind.

    Aus diesem Grund macht es auch keinen Sinn, zu sagen: "Da hat jetzt sogar eine Familienministerin während der Ausführung ihres Amtes ein Kind bekommen - wie man sieht, können sich Frauen sogar sowohl für Karriere als auch Kind entscheiden."
    Zum Ersten hätte sie die gleiche Möglichkeit als Außen- oder Verteidigungsministerin wohl kaum gehabt und zum Zweiten kann sie als Frau dann keine drei Kinder haben. Familien mit drei und mehr Kinder muss es aber auch geben, und zwar umso mehr, je mehr karriereorientierte Frauen kinderlos bleiben oder sich mit einem Kind begnügen. Nur bleiben die dann eben leider arm oder entstehen unmittelbar in Armut, wo der Staat die Finanzierung der Kinder übernimmt.
    Die Crux ist nämlich weiterhin: Die Zahl der Ernährer einer Familie sinkt mit ihrer Kinderzahl.

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